Was passiert in diesem magischen Moment der wachen Entspanntheit, in Shavasana, in dem scheinbar nichts passiert, bevor wir wieder von der Matte in den Alltag gehen ?
Auch wenn diese Haltung von außen betrachtet einfach erscheint, ist diese alles andere als einfach. Iyengar schreibt im Buch „Licht auf Yoga“
„ Wenn du einige Zeit bewegungslos liegst und deine Gedanken ruhig bleiben, obwohl du bei vollem Bewusstsein bist, lernst du zu entspannen … .Es ist viel schwieriger, die Gedanken als den Körper ruhig zu halten. Deshalb ist diese dem Anschein nach einfach zu meisternde Haltung eine der schwierigsten.“
Vielleicht kennst du das, du bist erschöpft und sehnst dich nach Entspannung, doch es gelingt dir nicht. Durch Anstrengung ist Entspannung nicht herbeizuführen, ganz egal wie sehr du sich anstrengst, da Entspannung dem autonomen Nervensystem unterliegt. Das ist dieser Teil deines Nervensystems, der zum Beispiel auch dafür sorgt das deine Verdauung arbeitet und dein Herz schlägt. Genauso wenig wie du willentlich deinen Herzschlag beeinflussen kannst, kannst du per Knopfdruck entspannen. Entspannung ist ein Zustand der aus sich heraus entsteht. Dennoch kannst du dich bewusst dafür entscheiden und den Weg dafür vorbereiten.
Das ist was wir im Yoga tun, um dann sanft in diesen wohligen und heilsamen Genuss von Shavasana, der Endentspannung zu gehen.
Die meisten Yogastunden beginnen in der Rückenlage (Shavasana). Über den Sitz, den Vierfüßler, den Hund geht es dann nach und nach nach oben in den Stand und von dort aus wieder schrittweise hinab. Die Yogastunde endet somit wie sie begonnen hat, in Shavasana. Es ist die selbe Haltung wie zu Beginn und dennoch ist sie nicht mehr die Selbe. Dein Körper, dein Inneres, wie auch deine Wahrnehmung auf dich selbst, wie auf die Welt, hat sich verändert.
Was ist passiert ?
In Shavasana, nach dem wir unseren Körper gedehnt, geöffnet und sanft gekräftigt haben ist unser Körper wieder in der Lage Energie aufzunehmen, seine Kraftressourcen aufzufüllen und Energien die sich während der Praxis freigesetzt haben zu verteilen. In einem angespannten Körper kann Energie nicht frei fließen und aufgenommen werden. Doch in dem Moment, wenn wir unseren Körper durch unsere Yogapraxis von Anspannungen befreit haben, unser Atem tiefer und feiner geworden ist, entspannt auch unser Geist und kommt zur Ruhe. Wir lassen los, übergeben unserem Körpersystem die Führung um Regenerations- und Heilungsprozesse durchzuführen. Du bist stiller Beobachter deiner Selbst. Du beginnst nach Innen zu fühlen, nach Innen zu lauschen und wahrzunehmen. Du schenkst dir und deinem Körper Raum, um geschehen zu lassen, was geschehen möchte. Energie verteilt sich, Verspannungen lösen sich, Gefühle kommen in Bewegung und je nachdem was in deinem Inneren während der Yogapraxis berührt wurde, kann es durchaus sein, dass Tränen fließen. Was fein und gewollt ist. Um innerlich geklärt, sortiert, erleichtert und somit erholt, genährt und wieder aufgetankt aufzustehen.
Ganz nebenbei sinkt dein Blutdruck, Stresshormone werden abgebaut, dein Immunsystem wird gestärkt und deine Schlafqualität verbessert sich.