Was ist eigentlich somatisches Yoga und warum lohnt es sich, dem Unspektakulären mehr Aufmerksamkeit zu schenken?

Somatisches Yoga ist kein spezieller Yogastil, sondern eine Praxis, die somatische Übungen integriert. Hier geht es weniger um perfekte Haltungen oder körperliche Anstrengung, vielmehr steht das innere Erleben im Fokus.

Hast du dich schon einmal ganz bewusst auf die leisen Signale deines Körpers eingelassen – auf das sanfte Kribbeln in deinen Händen, eine wohlige Wärme, die sich wie eine Welle ausbreitet, oder ein Zittern hinter deinen Augen?

Anders als im herkömmlichen Yoga, wo oft die äußere Ausrichtung eine große Rolle spielt, lädt somatisches Yoga dich ein, tief in die Verbindung mit deinem Körper einzutauchen. Somatische Übungen sind meist ruhig und langsam, manchmal sogar ganz ohne Bewegung. So entsteht Raum, um selbst die kleinsten Regungen und Empfindungen in deinem Inneren bewusst wahrzunehmen, wie zum Beispiel den Atem, die Temperatur, ein Kribbeln, den Energiefluss sowie Anspannungen und deren feine Nuancen. Das Ziel ist nicht, etwas zu erreichen oder zu verändern. Es geht um ein neugieriges Erkunden und Erforschen deiner Körperempfindungen, was auch als Interozeption bezeichnet wird. Ganz urteilsfrei, ohne Druck und Eile nimmst du wahr, was sich zeigt – genau im Hier und Jetzt, mit allem, was gerade da ist.

Vom Herzschlag bis zum Kribbeln: Die Insula und unser inneres Empfinden

Die Interozeption, das achtsame, bewusste Wahrnehmen innerer Empfindungen, wird im somatischen Yoga gestärkt. Diese Fähigkeit steht in enger Verbindung zur Insula, einem Bereich im Gehirn, der auch Inselrinde genannt wird. Die Insula spielt eine wesentliche Rolle darin, Körperempfindungen wie z.B Herzschlag, Spannung, Kribbeln, Schmerz, Müdigkeit, Berührung oder Hunger wahrzunehmen und zu verarbeiten. Sie spielt als Teil des Gehirns eine wesentliche Rolle dabei, den Zustand des Körpers wie eine innere Landkarte zu „lesen“ und ein Bewusstsein für das eigene Empfinden zu entwickeln.

Wenn wir dem Unspektakulären Raum geben, hat dies viele positive Effekte

  • Das autonome Nervensystem shiftet Richtung Ruhe- und Entspannung. Stress wird reduziert.
  • Angestaute körperliche Spannungen, die sich über die Zeit angesammelt haben, können sich lösen.
  • Unterdrückte Emotionen, finden Raum, sich zu zeigen und können zu Ende gefühlt werden.
  • Wir stärken die Verbindung zu uns selbst und lernen, die Körperempfindungen bewusst wahrzunehmen, statt sie zu übergehen.
  • Diese bewusste Wahrnehmung hilft uns, die Sprache unseres Körpers zu verstehen – und uns selbst näher zu kommen.
  • Wir bekommen ein feineres Gespür für unsere Bedürfnisse.
  • Mit einem wachsenden Bewusstsein für das, was wir brauchen (oder nicht brauchen), fällt es uns zudem leichter, Entscheidungen zu treffen, die uns entsprechen.

Wenn wir dem Unspektakulären Raum geben und den leisen Empfindungen unseres Körpers gehör schenken, finden wir nicht nur Entspannung, sondern auch eine tiefere Verbindung zu uns selbst.

Wenn du gerne gleich in die Praxis eintauchen möchtest – hier entlang

„Der Körper erinnert sich an alles. Der erste Schritt zur Heilung ist, die Sprache des Körpers wieder zu verstehen und zu lernen, wie wir ihm lauschen können.“
(Peter A. Levine)


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